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Petri-Heil

Dein Schweizer Fischereimagazin

Die etwas anderen Jigs

Jig ist nicht gleich Jig, das weiss jeder routinierte Jig-Fischer! Bei unseren Standard-Bleiköpfen beruht der Hauptunterschied auf der Kopfform, dem Gewicht und der Hakengrösse. Doch es gibt noch andere Jigs, die mehr können als zu «faulenzen»…

Einem dieser etwas anderen Jigs bin ich erstmals vor 20 Jahren anlässlich einer Reise nach Kalifornien begegnet. Doch damals haben mich diese Dinger wenig inspiriert. Verwunderlich ist das nicht, fischte ich doch zu jener Zeit ausschliesslich mit der Fliegenrute. Erst viel später, als ich mich vermehrt den modernen Spinntechniken zuwandte, wurde ich im Internet erneut auf die Vielfalt dieser Jigs aus Übersee aufmerksam.

 

Die Unterschiede zwischen den Jigs aus Übersee und unseren handelsüblichen Bleiköpfen sind augenfällig. Zwei sehr wesentliche Köder-Attribute stechen auch Nichtfischern sofort ins Auge: nämlich die Fäden aus Gummi oder Silikon (engl. Skirt oder Collar) und der am Jigkopf eingeklebte Krautschutz aus Kunststoffborsten (engl. Weedguard).

Es braucht nicht viel Fantasie um zu erkennen, wofür diese Fäden und Borsten gut sind. Diese Gummifäden geben dem Jig auch in den Ruhephasen am Grund ein lebhaftes Köderspiel. Die Kunststoffborsten als Krautschutz reduzieren die Hängergefahr.

Deutlich weniger augenfällig, jedoch nicht weniger wichtig, sind die Form des Jigkopfs und die je nach Modell angebrachten Rasseln. Sehen wir mal von stilistischen Unterformen ab, können wir die Jigs aus Übersee (meist aus den USA oder Japan) in vier Hauptgruppen unterteilen, die da sind:

Der Football-JigDer Football-Jig

Das ist ein Jig mit einem quer zur Achse stehenden eierförmigen Jigkopf für die Fischerei auf sandig-kiesigem bis steinigem und nicht allzu hängerträchtigem Untergrund. Durch seine breite Kopfform steht dieser Jig immer mit dem Haken nach oben, wenn man ihn auf dem Grund absetzt. Er wird in aller Regel mit einem sog. Trailer bestückt. Beliebte Trailer sind Weichplastik-Krebse und -fische. Die Köderführung kann über den Grund hüpfend, aber auch nur gezogen (dragging) erfolgen – aber bitte nie die wichtigen Pausen vergessen! Der Fisch diktiert, wie er das Angebot haben möchte. Ich empfehle deshalb, die Köderführung so lange zu variieren, bis sich das aktuelle Verhaltensmuster der Fische abzeichnet.

Der Flipping-JigDer Flipping-Jig

Dieser Jig ist nicht etwa besonders modisch oder extravagant, wie es der Name vielleicht vermuten lassen könnte, nein dieser Jig zeichnet sich durch sein meist überdurchschnittlich hohes Eigengewicht aus. Seine Kopfform ist ähnlich dem nachfolgend vorgestellten Swim Jig daher spitz zulaufend, damit er besser durchs Kraut gleitet. Und – wie bereits erwähnt – ist er schwer. Der Jig wird meist mit einem Krebs-Imitat bestückt und ist für das Befischen von Krautbänken, Seerosen-Felder etc. konzipiert.

Die Technik ist simpel. Der schwere Jig wird aus dem Handgelenk auf kurze Distanz in eine Krautlücke oder auf die Krautmatte geworfen, die er mit seinem hohen Eigengewicht (oft 20 Gramm und mehr) durchdringt. Der Fischer sollte sich bemühen den Jig vertikal zum Grund fallen zu lassen (kontrolliert Schnur nachgeben). Falls der Köder nicht schon vorher vehement von einem Fisch attackiert wird, beschränkt sich die weitere Handlung darauf, den Köder zu schütteln, sobald er den Boden berührt. Erfolgt kein Biss, holt man den Jig wieder ein und versucht es woanders erneut.

Auf diese Art können nun alle «verdächtigen» Stellen innerhalb einer Krautbank befischt werden und die Fischerei beschränkt sich für den Fischer nicht mehr nur auf das freie Wasser vor der Krautbank. Obwohl diese Technik eigentlich zur Befischung des amerikanischen Schwarzbarschs gedacht ist, eröffnet diese Technik auch in unseren Breiten dem experimentierfreudigen Fischer ein interessantes, neues Spielfeld. Ich bin überzeugt, es lohnt sich auch in Ihrem Hausgewässer die Kraut- und Seerosenfelder mit mehr als bloss oberflächlich geführten Ködern zu befischen. Als Fischstand-Platz jedenfalls ist das Krautfeld wohl unbestritten und die Fische sind es zudem nicht gewohnt dort befischt zu werden.

Der Finesse-JigDer Finesse-Jig

Der Finesse-Jig ist der Liebling ambitionierter Eglifischer. Dieser Jig ist 2 bis maximal 10 Gramm leicht. Er spielt durch seine Gummi-/Silikon-Fäden auch bei geringster Bewegung, ja sogar bei Stillstand und bleibt trotzdem für unsere Egli absolut unwiderstehlich. Der Finesse-Jig ist der perfekte, mundgerechte Happen für genau jene Egli, die wir Spezialisten so lieben. Meines Erachtens werden die besten Finesse-Jigköpfe aus Tungsten hergestellt. Tungsten ist ein Metall mit sehr hoher Dichte und deshalb sehr schwer. Zudem übermittelt mir ein Tungstenkopf mehr «Daten» aus der Tiefe via der dünnen Geflochtenen als ein Bleikopf. Das kann entscheidend sein! Allerdings, und dies soll nicht verschwiegen werden, ein Tungstenkopf kostet gut und gerne das Doppelte eines Bleikopfs.

Meine Finesse-Jigs bestücke ich mit diversen Softplastik-Imitaten, wie z.B. Würmer, kleinen Krebse, Fischchen und Libellenlarven-Imitaten wie z.B. den Hellgies, die im Frühjahr oft unwiderstehlich sind. Meist sind diese Köder auch mit Duftstoffen getränkt.

Der Swim-JigDer Swim-Jig

Um im Voraus einem möglichen Missverständnis vorzubeugen, das Wort „schwimmend“ bezieht sich bei diesem Jigmodell auf die Anbietetechnik und bedeutet nicht, dass dieser Jig auftreibt! Dieser Jig besitzt in der Regel einen spitz zulaufenden Kopf aus Blei oder Tungsten. Der Jig wird in der Regel mit einem Twister-Trailer bestückt. Diese Jigform eignet sich besonders gut, um durch stehendes und nicht allzu dicht gewachsenes Gras zu gleiten. Der Swim-Jig wird nicht klassisch über den Boden hüpfend gefischt, sondern ähnlich wie ein Spinner, Blinker oder Wobbler geführt. Bei mir kommt der Swim-Jig dann zum Einsatz, wenn andere Spinnköder nichts mehr fangen oder diese sich ständig im Gras oder anderen Hindernissen verfangen! Die besonderen Stärken spielt dieser Köder im Flachwasser, nahe oder gar mitten in Hindernissen aus, genau da, wo sich Fische gerne zurückziehen und verschanzen.

Stefan Sieber

 

Köder-Tuning und Geräte-Tipps
Bei zu dicht gepackten Weedguards knipst der Autor überzählige Borsten ab.Weedguard stutzen

Ich persönlich stutze den Krautschutz (weedguard), der beim frisch eingekauften Jig nach meinem Geschmack oft zu lang ist, auf das Niveau der Hakenspitze. Ausserdem fächere ich den Krautschutz ein wenig, so dass nicht alle Borsten gebündelt in eine Richtung stehen. Zudem dünne ich, falls das Borstenbüschel zu üppig ist, die Borsten etwas aus, damit die Fische weniger Widerstand beim Zupacken verspüren!

Schwarzbarsch-Tipps nicht unkritisch übernehmen! Grosse Jigs fangen bei uns meist nur im Spätherbst gut.Egli ist nicht gleich Bass

Übertragen Sie die Geräte-Tipps und Köder-Infos von Schwarzbarsch-Profis keinesfalls 1:1 auf unsere Zielfische! Da mein bevorzugter Zielfisch der heimische Egli ist, verwende ich am liebsten die kleinen Tungsten-Finesse-Jigs. Das heisst nicht, dass grössere Egli nicht auch mal einen dicken Jig inhalieren, der mitsamt Trailer 10 bis 12 Zentimeter lang ist! Doch dies ist in meinem Haussee eher die Ausnahme und findet meist nur im Spätherbst statt.

Leichte Jigs fischt der Autor lieber mit feiner Spinnrute und Stationärrolle.Stationärrolle im Vorteil

Ich bin natürlich auch ein wenig vom Baitcasting- und Multirollen-Virus befallen. Dennoch ist eine gute, sensible Spinnrute mit Spitzenaktion beim Jigfischen mit leichten Ködern von 6 Gramm und weniger der Baitcasting-Combo in vielen Belangen überlegen. Zusammen mit der Spinnrute verwende ich stets eine geflochtene, oder eine «verschmolzene» Schnur (fused-line), wie die Berkley Fireline eine ist. Eine Schnurstärke 0,10-0,12 mm ist für mich und mein Gewässer ideal.

Ob der Jig mit oder ohne Karabiner montiert wird, muss man ausprobieren. Beides hat Vor- und Nachteile. Snap oder Knoten?

Ob der Jig mit Karabiner oder direkt an der Öse angeknüpft werden soll, ist umstritten! Ich persönlich verwende meist einen Snap, was mir einen schnellen Köderwechsel ermöglicht. Zudem bin ich überzeugt, dass sich der Knoten so weniger abnutzt. Je sensibler die Fische in einem Gewässer sind, umso besser wird es sein, auf den Karabiner zu verzichten. Beissen die Fische jedoch beherzt, sollte man auf dem Vorteil des schnellen Köderwechsels nicht verzichten und einen kleinen, unauffälligen Snap montieren.

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