Mit 118 zu 70 Stimmen wurde Lukas Reimanns Motion «Zulassung der Regenbogenforelle» im Nationalrat versenkt. «Petri-Heil» hat den SVP-Nationalrat getroffen und mit ihm über das, was geschehen ist und vielleicht noch kommen wird, gesprochen.
«Petri-Heil»: Lukas Reimann, um es ganz zu Beginn zu klären: Bist du aktiver Sportfischer?
Lukas Reimann: Leider noch nicht. Aber ich habe Fischer unter meinen Freunden, die ihre grosse Leidenschaft mit mir teilen. Den Moment, als ich zum ersten Mal einen Fisch an der Angel hatte, werde ich mein ganzes Leben nicht vergessen. Natürlich informieren mich meine Freunde auch in Sachen Fischereipolitik, damit ich richtig abstimme, beispielsweise, wenn im Nationalrat abgestimmt wird über einen griffigen Massnahmenplan gegen die unsägliche Kormoran-Plage. Wenn wieder mehr Freizeit übrig bleibt, möchte ich zudem unbedingt den SaNa machen.
Du hast bereits im Jahr 2013 die Motion «Zulassung der Regenbogenforelle» im Nationalrat eingegeben. Sie hatte zum Ziel, dass die Regenbogenforelle bei uns «in allen dafür geeigneten Gewässern» eingesetzt werden darf. Wie kam es zu dieser Motion?
Der Rheinfischerverein hat mich kontaktiert und auf die absurde Situation mit der Regenbogenforelle hingewiesen. Das hörte sich spannend an und so traf ich mich persönlich mit dem sympathischen und sehr engagierten Vereinsvorstand. Aus diesen Gesprächen entstand die Motion und mein politischer Einsatz.
Nun ist die Regenbogenforelle ja ein Fisch, den es ursprünglich in den Schweizer Gewässern nicht gegeben hat. Wie kommt ausgerechnet ein SVP-Nationalrat dazu, deren «Einbürgerung» (Originalausdruck aus der Motion) zu fordern?
1895 bereits wurde die Regenbogenforelle im damaligen Fischerei- und Gewässergesetz erwähnt und es gab sogar eine Schonzeit für sie. Sie hat die einheimischen Tiere nicht verdrängt, wie befürchtet wurde und leider noch immer wird. In vielen Ländern, wo sie zugelassen ist (notabene Nachbarstaaten, die sich zusammen mit der Schweiz verschiedene Gewässer teilen), hat sie einheimische Fische nicht verdrängt, sondern es gibt ein Miteinander. Und wenn einheimische Fische doch verschwunden sind, gab es dafür andere Gründe, wie Umweltverschmutzung, schlechte Wasserqualität oder halt Kanalisierungen. Die fehlende Einbürgerung der Regenbogenforelle ist schlussendlich einzig und allein eine Benachteiligung der Fischer in der Schweiz.
Hast du, wie der Bundesrat in seiner Antwort auf deine Motion schrieb, das Einbürgern eines nichteinheimischen Fischs gefordert, der Ökosysteme, Lebensräume oder andere Arten gefährdet?
Äschen, Bachforellen und auch die meisten anderen Fischarten leben bekanntlich gut mit der Regenbogenforelle zusammen. Und es ist doch im Interesse der Bevölkerung, dass unsere Flüsse mit Fischen bewohnt und nicht einfach fischleer sind. Es ist nun einmal eine Tatsache, dass sich die Regenbogenforelle den sich ändernden Umweltbedingungen besser anpassen kann als andere Fischarten. Das soll kein Zeichen sein, dass Gewässer noch mehr verschmutzt und zubetoniert werden dürfen. Im Gegenteil! Es zeigt doch, dass wir auch dafür mit vollem Einsatz eintreten müssen.
Deine Motion wurde in der Sommersession mit 118 zu 70 Stimmen regelrecht abgeschmettert. Hast du mit diesem Resultat gerechnet?
Nein, das Resultat hat mich sehr überrascht. Denn es gibt Fischer in allen Parteien, nicht nur in der CVP und SVP. Fischer-Fragen – das ist ja das spannende – verlaufen bei Abstimmungen im Nationalrat häufig völlig unabhängig von Parteifarben quer von links bis rechts. Das Resultat hier deutet darauf hin, dass wir im Vorfeld zu wenig informiert haben. Zwei der 118 Nein-Stimmer fragten mich später tatsächlich – und das ist kein Scherz! –, ob es bei dieser Abstimmung um die Einbürgerung der dritten Generation – von Menschen – gegangen sei…
War also mangelnde Information der Nationalrätinnen und Nationalräte der Grund für die ablehnende Haltung im Nationalrat?
Für mich ist klar: Es muss daran gelegen haben. Wir waren alle überrascht, dass die Motion nach Jahren der Verzögerung plötzlich doch noch zur Abstimmung kam. Sie wollte ja keine generelle Zulassung der Regenbogenforelle, sondern lediglich den Bundesrat beauftragen, sie in dafür geeigneten Gewässern zuzulassen. Eine massvolle und wohlüberlegte Forderung. Aber das konnten wir anscheinend nicht kommunizieren.
«Kaum jemand im Nationalrat ist sich bewusst, dass das Fischen nicht nur das Hobby von ein paar wenigen, etwas kuriosen Einzelgängern ist.»
Lukas Reimann
Wie geht es nun weiter mit der Regenbogenforelle? Ist das Thema für dich definitiv vom Tisch oder versuchst du noch einmal einen Anlauf und kämpfst weiterhin für ihre Einbürgerung?
Wenn das Parlament die Regenbogenforelle weiterhin verhindern will, ist das eine vertretbare Ansicht, sofern im Gegenzug der Gewässerschutz und der Artenschutz der einheimischen Fische klar verstärkt und spürbar verbessert wird. Darauf müssen wir die Nein-Sager und Bundesrätin Doris Leuthard jetzt behaften und entsprechend politischen Druck machen. Was aber ein absolutes No-Go ist: Arten wie die Regenbogenforelle, die seit Generationen in unseren Gewässern leben, weiterhin nicht zuzulassen, und gleichzeitig tatenlos dem Aussterben verschiedener Fischarten zusehen. Das Ende wären fischlose, tote Gewässer. Und das muss mit aller Kraft verhindert werden!
Deine Antwort tönt für mich schwer nach «Das eine tun und das andere nicht lassen». Heisst das, dass wir Schweizer Fischer mit einem erneuten parlamentarischen Vorstoss rechnen dürfen, die Regenbogenforelle doch noch einzubürgern?
CVP-Nationalrat Martin Candinas brachte als Reaktionen auf meine Motion eine abgeschwächte, etwas mildere Motion. Diese wurde allerdings abgeschrieben, da sie während zweier Jahre in Bern nicht behandelt worden ist. Ich versuche, ihn zu motivieren, seine Variante erneut einzugeben.
Haben wir Fischer im Nationalrat eigentlich ein Problem mit dem «wahrgenommen-werden» und/oder auch mit unserer Glaubwürdigkeit?
Der SFV führt regelmässig Fisch-Essen mit National- und Ständeräten aller Parteien durch, und diese erfreuen sich grösster Beliebtheit: Nur wenige andere Organisationen haben so einen direkten Draht zu Politikern wie ihr Fischer. Was vielleicht etwas fehlt: Kaum jemand im Nationalrat ist sich bewusst, dass das Fischen nicht nur das Hobby von ein paar wenigen, etwas kuriosen Einzelgängern ist. Nein! Fischen ist die grosse Leidenschaft zehntausender Bürgerinnen und Bürgern aus allen Regionen, allen Schichten und allen Generationen.
Lukas Reimann, ich danke dir für dieses Gespräch.
Interview: Dominique Lambert

Martin 5. Januar 2017
Nun, bei vielen anderen Beispielen hat sich aber gezeigt, dass fremde Arten zu einer Verdrängung der einheimischen Arten führen. Beispielsweise dem Signalkrebs aus den USA, welcher resistent gegen die Krebspest ist, sie selber aber verbreitet und so die einheimischen Flusskrebse gefährdet. Bei Pflanzen ist das auch so. Als der Bielersee im Sommer noch voll war mit Seegras (soweit ich weiss amerikanisches Seegras, bin aber nicht ganz sicher), wuchsen auf diesen Flächen keine anderen Wasserpflanzen. Erst seit man diese Problem in den Griff bekommen hat, gibt es wieder vermehrt andere Wasserpflanzen. Ich bin ganz klar gegen den Besatz von Regenbogenforellen. Beim kanadischen Seesaibling sieht das anders aus, aber grundsätzlich bin ich gegen den Besatz mit fremden Arten, denn sie haben hier nichts verloren.
Günter Barth 10. Januar 2017
Hallo,
Da die Regenbogenforelle ja seit weit über 100 Jahre hier lebt, sind die Auswirkungen auf andere Fischarten weitgehend bekannt, (wie im Artikel erwähnt) und nicht negativ.
.Dazu wird leider diese Thematik immer nur bei Fischen gesehen, während unsere Gärten, Felder und Wälder voll von eingeführten Pflanzen sind. Es kommt doch niemand auf die Idee, auf Kartoffeln, Tomaten, Paprika usw. zu verzichten. Unsere Forstwirtschaft setzt sogar verstärkt auf fremde Baumarten, wie bei uns hier in BW auf Schwarznuss und Douglasie.
Wir Angler liefern aber schon immer der „Gegenseite“ die besten Argumente gegen unsere Interessen.
stefan guntelach 24. Januar 2017
Dem kann ich mich nur anschliessen. Das Einsetzen fremder Arten hat meist mehr Schaden als Nutzen gebracht. Abgesehen davon nervt die Zwängerei einiger Fischer langsam. Das Thema ist durch. Man könnte sich jetzt wieder wichtigern Problemen (Mikroverunreinigungen, Lebensräume, Umweltschutz) zuwenden. Schliesslich lese ich in jedem PETRI HEIL was wir nicht für tolle Naturschützer sind.
stefan guntelach 24. Januar 2017
Wenn Herr Reimann sich jetzt plötzlich für Uferschutz etc. einsetzen will, soll er doch bitte erstmal bei seiner eigenen Partei beginnen. Es ist doch die SVP die im Sinne der Bauern Initiativen in diese Richtung konsequent abschmettert. Wie übrigens auch alle andern Vorstösse für mehr Landschafts-, Natur- und Umweltschutz. Offensichtlich versucht Herr Reimann hier nach altbewährt populistischer Methode ein paar Fischerstimmen zu angeln.
Jürg Schwendener 15. Februar 2017
Früher war es ein Erlebnis, sowohl Regenbogen- als auch Bachforellen zu fischen. Ich konnte nie verstehen, dass der Einsatz der robusten Regenbogen plötzlich verboten wurde. Der grüne Amtsschimmel lässt grüssen
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