Dieser Streamer hat in unseren Gewässern nichts zu suchen! Gar nichts! Der «Intruder» ist was für Königslachs, Steelhead & Co.! Glücklicherweise wissen das unsere Egli, Hechte, Zander und Forellen nicht und gehen gegen diesen Eindringling konsequent vor – doch welches Geheimnis steckt in dieser Fliege?
Alles begann in den frühen 1990er-Jahren in Alaska. Die Guides Ed Ward, Jerry French und Scott Howell dachten darüber nach, wie man eine perfekte Fliege für den Fang von Königslachsen binden könne. Ed Ward hatte schliesslich die zündende Idee – und der erste Intruder war geboren.
Bevor Sie jetzt das Heft weglegen, «was interessieren mich diese Intruder, ich komme sowieso nie nach Alaska» schimpfen und zur Fernbedienung greifen, verrate ich Ihnen etwas: Ich war auch noch nicht in Alaska, habe aber mit diesen Fliegen schon viele Fische gefangen: Zander, Egli, Hechte und ein paar wirklich grosse Forellen!
Der Intruder ist zwar keine Wunderfliege, doch in ihr steckt etwas, das vielen anderen Streamern abgeht: Ein beweglicher Haken. Und ein beweglicher Haken macht einen normalen Streamer zu einem überragenden Streamer. Und was es damit auf sich hat, das zeige ich Ihnen jetzt.
Lange Schenkel sind attraktiv – aber nicht für Streamerfischer
Das Grundproblem eines jeden grossen Streamers ist sein Haken, besser gesagt: Die Länge des Hakens! Je länger der Haken, desto unbeweglicher wird die Fliege – gleichzeitig wird es für den Fisch mit zunehmender Länge immer leichter, sich vom Haken loszuhebeln. «Oh, Biss, oh, hab ihn, oh, weg!» Wer das kennt, sollte nicht nur über die Schärfe des Hakens und die Weite des Hakenbogens nachdenken, sondern besonders über die Länge des Hakenschenkels.
Früher gab es absurd lange Haken mit kleinem Bogen. Die habe ich mir auch gekauft, um lange Streamer binden zu können. Ich habe da einen Verdacht: Vermutlich hat irgend so eine Tierschutzorganisation diese Haken entwickelt. Absolute Spitzenhaken – wenn Sie denn Wert darauf legen, Fische am laufenden Band im Drill zu verlieren. Ich habe diese Misthaken noch irgendwo in meinem Keller rumliegen und mache Ihnen gerne einen guten Preis dafür!
Zumindest dieses Grundprinzip eines Hakens ist einfach: Je kürzer der Schenkel, desto weniger gelingt es dem Fisch, sich loszuhebeln. Das ist das Prinzip, auf dem der Intruder aufgebaut ist: Lange Fliege plus kurzschenkliger Haken. Doch wie passt das zusammen? Ganz einfach: Indem man die Fliege nicht auf den Haken bindet, sondern den Haken an die Fliege. Kennen Sie Boilies? Das Grundprinzip ist nämlich sehr ähnlich …
Clevere Verbindung |
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Bild 1: Der Einzelhaken in der Schlaufe kann bei einer Beschädigung leicht ausgetauscht werden, die Fliege bleibt erhalten. Bild 2: Steifes Material, in diesem Fall handelt es sich um geflochtenen Stahl, hat sich für die Schlaufe gut bewährt. |
Das Prinzip ist ebenso einfach wie genial
Je weniger der Haken vom Köder bedeckt ist, desto besser kann er fassen. So einfach ist das. Natürlich wird der Haken nicht wie bei den Boilies mit einem Haar am Intruder befestigt, der Haken braucht eine solide Verbindung! Am besten geht das mit steifem Material, das den Haken von der Fliege fern hält.
Machen Sie sich keine Gedanken darüber, dass der Fisch den Haken sehen könnte. «Haken» ist ein abstrakter Begriff, und weder Egli noch Hecht noch Zander sind in der Lage, abstrakt zu denken. Die Kontur des Hakens geht im Eigenleben der Fliege unter. Was bleibt, ist ein zusätzlicher Farbreiz, und der kann es mitunter bringen.
Versuchen Sie es einmal mit Raubfisch-Fliegen im «Intruder-Stil» – Sie werden überrascht sein, wie unsere Raubfische auf diese neuen Eindringlinge reagieren!
Michael Werner
So klappts im Winter |
Technik- und Material-Tipps für Fänge an kalten Tagen Bild 2: Runter zum Grund – Intruder werden dicht am Grund gefischt. Daher empfiehlt sich eine Sink-Tip-Leine oder die Verwendung von sinkenden Polyleadern in Verbindung mit einer Schwimmschnur. Generell sollte das Vorfach kurz sein – nur 70 bis höchstens 150 Zentimeter lang! 100 Zentimeter sind in den meisten Fällen perfekt. Nach dem Wurf lassen Sie der Fliege Zeit, damit sie absinken kann, anschliessend zupfen Sie den Intruder mit etwa 20 Zentimeter langen Zügen heran. |
Haken anbringen |
Der Haken muss stehenDie Schlaufe, in der später der Einzelhaken befestigt wird, muss von der Fliege abstehen. Flexibles Material eignet sich daher nicht so gut. Steife Materialien wie Metallvorfächer, also zum Beispiel geflochtener Stahl oder Titan, funktionieren hingegen sehr gut. Vorteil dieser Materialien: Nimmt ein Hecht den Intruder, ist das bissfeste Vorfach gleich eingebaut – zumindest hinten. Ein weiterer grosser Vorteil der Schlaufe: Sie können den Haken jederzeit austauschen, zum Beispiel, wenn dessen Spitze beschädigt ist. Aber auch, wenn Sie statt eines brünierten Hakens einmal einen andersfarbenen Haken verwenden möchten, zum Beispiel einen roten, der in einem schwarzen Intruder als zusätzlicher Reiz dienen kann.
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Praxistipps |
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Pink und Violett, aber auch Chartreuse und Schwarz sind typische Intruder-Farben, die in Kanada und Alaska beim Fischen auf Lachse und Steelheads zum Einsatz kommen. Die knalligen Farben fangen aber nicht nur in Nordamerika, sondern auch bei uns. Zander mögen Chartreuse, Egli lieben Pink und Violett, Hechte Orange und Schwarz… Wenn Sie Streamer im «Intruder-Style» binden, achten Sie darauf, dass Sie Material verwenden, das im Wasser lebhaft spielt, und dass die Fliege «tropfenförmig» gebunden ist, also nach hinten hin schmal ausläuft. Das erhöht die Fängigkeit dieser Fliegen deutlich. Farbenlehre – In einer Fliegenbox mit klassischen Intrudern sieht es bunt aus wie in einer Bonbondose. Geheimtipp: Weisse Intruder fangen hervorragend Regenbogenforellen, braune sehr gut Bachforellen. Rolle & Schnur – Grosse Intruder wiegen zwischen 1,5 und 2,5 Gramm. Für das Werfen benötigt man daher eine WF-Schnur Schnurklasse 8, für Egli und kleinen Intrudern reicht eine 6er-Rute. Die Rollengrösse hängt vom Zielfisch und der Rutenklasse ab. Ein paar Meter Backing können nicht schaden. |










