Zu Beginn des Frühjahrs erwachen Schleien allmählich aus ihrer winterlichen Lethargie und nehmen wieder mehr Nahrung zu sich. Tobias Steinbrück serviert ihnen dann schmackhaft präparierte Pellet-Sticks.
Die Schleie ist die Weissfischart, die ich neben dem Karpfen im Frühling als erste anpeile. Die ersten wärmenden Sonnenstrahlen locken die grünen Schönheiten aus ihren winterlichen Verstecken. Auf der Suche nach Nahrung wie Würmern, Insekten und kleinen Krebstieren ziehen die scheuen Fische nun vorsichtig durch flache Buchten und ufernahe Krautfelder. Ihre Fressphasen sind noch recht kurz, und wer Aussicht auf Erfolg haben will, muss genau diese Phasen mit dem richtigen Futter erwischen. Ein Gebot ist, nicht zu viel Futter einzuwerfen und die Fische nicht zu sättigen. Denn wenn die grünen Heimlichtuer erst einmal etwas verdrückt haben, gehen sie noch wählerischer und zaghafter mit dem übrigen Nahrungsangebot um.
Wichtig ist, das attraktive Futter in unmittelbarer Hakennähe einzubringen. Eine sehr gute Möglichkeit bietet dabei ein PVA-Strumpf, der sich nach kurzer Zeit (etwa einer Minute) im Wasser auflöst. Dieser lässt sich mit Pellets füllen und saugt einen flüssigen Lockstoff, einen sogenannten «Attractor», sehr gut auf. Hierbei ist darauf zu achten, einen Lockstoff zu verwenden, der PVA-freundlich ist und den Strumpf nicht schon vor dem Auswerfen der Montage auflöst. Ich verwende gerne etwas öligere Flüssigkeiten, weil sie gut vom Grund in die oberen Wasserschichten auftreiben und dort umherziehende Fische ansprechen und neugierig machen. Pellets gibt es in unterschiedlichen Durchmessern im Fachhandel zu kaufen – von zwei Millimeter (Micro-Pellets) bis hin zu 20 Millimeter, den sogenannten Heilbutt-Pellets.
Mini-Portionen für kleine Mäuler
Um Schleien anzulocken, eignen sich die kleineren Varianten – und diese sind auch am sinnvollsten, wenn man bedenkt, dass Schleien recht kleine Mäuler haben und wir die Fische nicht mit einem grossen Pellet sättigen wollen. Ich empfehle Ihnen, Pellets in vier verschiedenen Grössen mit Durchmessern zwischen zwei und zehn Millimetern zu vermischen. Dieses Rezept hat sich bei mir bestens bewährt. Wenn die gepressten Köder dann im PVA-Strumpf den Gewässergrund erreichen, lösen sie sich in unterschiedlichen Zeiten auf – die Micro-Pellets zum Beispiel schon nach fünf Minuten, 4-Millimeter-Pellets nach 25 Minuten und 6-Millimeter-Pellets erst nach 45 Minuten. Dadurch ist das Futter über einen langen Zeitraum aktiv und hat somit eine höhere und vor allem langfristige Lockwirkung.
Vor dem Auswerfen des PVA-Strumpfs wird dieser einfach mit dem frei liegenden Haken der Haarmontage aufgestochen. Der Hakenköder am Haar ist ein Boilie von 15- bis 20 Millimeter und sollte als einzig fester Futterbestandteil am Schleien-Spot liegen – inmitten eines verführerischen Haufens von Pellets. Mit dieser Taktik lassen sich die grossen «Grünen» am Angelplatz herauspicken.
Sollten in einem Gewässer keine kapitalen Schleien zu erwarten sein, reicht es völlig aus, mit 15-Millimeter-Boilies zu fischen. Ich persönlich setze aber meistens auf 20-Millimeter-Boilies.
Die Montage besteht aus einem Festbleisystem, wie es auch beim Karpfenfischen benutzt wird. Der Haken und die Vorfachschnur dürfen jedoch etwas feiner ausfallen. Denken Sie aber daran, dass Sie mit dieser Montage auch immer einen Karpfen zum Anbiss verlocken können. Aus diesem Grund sollten Sie Ihr Gerät ausreichend stark wählen.
Lassen Sie die Montage nach dem Auswerfen ruhig mehrere Stunden am Platz liegen. Die Schleien patrouillieren nur zu bestimmten Zeiten durch das Gewässer. Sie müssen dieses Zeitfenster abpassen. Im Frühling sind die Stunden am Nachmittag äusserst vielversprechend, wenn die Sonne das Wasser wieder etwas erwärmt hat. Bei auflandigem, wärmendem Wind sind es vor allem die Schilfkanten, an denen sich die kapitalen Exemplare aufhalten und unsere Köder nehmen.
Nur nicht auffallen
Bedenken Sie, dass Schleien mit ihren rubinroten Augen sehr wohl alles genau inspizieren – die Montage im Wasser wie auch das Geschehen ausserhalb des Wassers. Das bedeutet, dass Ihre Montage nicht zu auffällig sein darf. Bleie und Vorfachschnur sollten in einem Grün- oder besser noch Braunton passend zum Gewässergrund gehalten sein. Als Haken empfehlen sich teflonbeschichtete Produkte. Diese glänzen nicht, dadurch wird eine scheuchend wirkende Reflektion des Sonnenlichts ausgeschlossen.
Auch Sie selbst sollten sich am Ufer möglichst unauffällig verhalten. Wer mit elektronischen Bissanzeigern fischt, sollte den Ton ganz leise einstellen. Vermeiden Sie ausserdem unnötige Bewegungen. Am besten ist es, sich nicht direkt hinter die Ruten zu setzen, sondern etwas Abstand zu halten. Damit sind Sie definitiv auf der richtigen Spur zu einer kapitalen Frühjahrsschleie.
Tobias Steinbrück
| Gehaltvoller Futtersack für gute Schleienfänge |
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Expertentipps zum Schleienfischen im Frühling
Fangzeit: Beste Aussicht am Morgen und Abend
Im Frühjahr fische ich oft an grossen Seen auf Schleien. Ab einer Wassertemperatur von etwa 11 Grad fangen sie ordentlich an zu fressen, bei 14 bis 18 Grad ist der Höhepunkt erreicht, bevor bei rund 18 bis 20 Grad das Laichgeschäft beginnt. Zu meinen Lieblingsspots gehören grosse flache Buchten mit Unterwasser-Vegetation. Wasserpflanzen sind ein absolutes Muss, da Schleien ausschliesslich an ihnen laichen. Die besten Aussichten zum Schleienfang im Frühling bieten der frühe Morgen und der Nachmittag bis Abend. Ich bin entweder kurz vor Sonnenaufgang am Wasser und beginne zu fischen, wenn die ersten Sonnenstrahlen über dem Horizont erscheinen oder aber ich fische ab etwa 15 Uhr bis eine Stunde nach Sonnenuntergang.
Robin Illner, Weissfisch-Experte
Futtermix: Lockendes Pulver aus süssen Kugeln
Meine Lieblingszutat für das Schleienfutter sind gemahlene, süsse Boilies. Weil die zerkleinerten Kugeln nicht kleben, mische ich sie unter ein gut bindendes, aktives Fertigfutter. Der Anteil der gemahlenen Boilies am Gesamtfutter darf ruhig bis zu 60 Prozent betragen. Im Wasser gibt das Boiliepulver seine Geschmacksstoffe über einen langen Zeitraum ab. Sie können die Boilies direkt am Wasser mit einem Crusher zerkleinern. Ich zermahle bereits zu Hause grössere Mengen süsser 20-Millimeter-Boilies mit einer elektrischen Kaffeemühle. Die Körnung des Pulvers kann man mit der Mahldauer bestimmen. Als Köder verwende ich einen Boilie derselben Geschmacksrichtung. Die harte Aussenschicht schäle ich mit einem Messer ab.
Mark Pijnappels, Friedfisch-Experte aus Holland
Köder: Wunderbare Fänge mit Rotwurm
Die drei besten Schleienköder im Frühling: Rotwurm, Rotwurm und nochmals Rotwurm! Kein anderer Köder bringt so viele Bisse. Der Tauwurm nicht, weil er zu gross ist für den (noch) kleinen Frühlingshunger. Die Made nicht, weil sie zu klein ist und gerne von kleinen Weissfischen genommen wird. Zwei bis drei kleine Rotwürmer, mehrfach eingestochen, verströmen einen unwiderstehlichen Geruch, zappeln verführerisch am Haken und passen zum kleinen Hunger der Schleien. Die besten Fänge gelingen, wenn man zerschnittene Würmer mit feuchter Erde anfüttert, oft in sehr geringen Wassertiefen. Die Ränder der (bald) wachsenden Krautfelder sind jetzt meine Top-Plätze.
Martin Wehrle, Allround-Angler
Stellen: Flache Zonen mit Kraut bringen Fisch
Schleien halten sich im Frühjahr gern im Flachwasser über schlammigen Böden auf. Hier ist das Wasser etwas wärmer, erste Pflanzen wachsen und es gibt Insekten, Larven und kleine Krebstiere. Ob im Kanal, Fluss oder See – eine Topstelle für Schleien sollte drei Kriterien erfüllen: 1. Das Ufer ist vor kalten Nord- und Ostwinden geschützt. 2. Die Uferzone ist eine flache Bucht mit sanft abfallendem, schlammigem Grund, einem Schilfgürtel und dichtem Pflanzenteppich. 3. Am Übergang vom weichen zum festen, sauberen Untergrund aus Sand oder Kies ist das Wasser zwischen zwei und vier Metern tief. Weitere Strukturen wie starke Bodenerhebungen, versunkene Bäume und dichte Krautbänke machen die Stelle noch interessanter.
Jean Jacques Chaumet, Friedfisch-Fachmann aus Frankreich





