Beim Spinnfischen bleibt Eric Struck am liebsten flexibel und lässt sich ungern in seinen Möglichkeiten einschränken. So entstand das «E-Rig». Mit seiner Hilfe kann es so einfach sein, flexibel zu bleiben! Was es mit dem neuen «deutsch-amerikanischen Rig» auf sich hat, erfahren Sie hier.
Es war ein kalter, dunkler Februartag, an dem wir auf einem grossen See versuchten, den einen oder anderen Hecht zu fangen. Wir fischten tiefe Bereiche bis zehn Meter ab, versuchten es auch flacher an den Krautkanten. Aber es biss einfach nichts!
Aus lauter Verzweiflung verzogen wir uns schliesslich ins ganz flache Wasser, in eine grosse, nur knapp einen Meter tiefe Bucht. Dort angekommen flogen die Köder in Richtung Hecht. Was hatten wir schon zu verlieren…
Giant Flapper schwerelos
Ich persönlich habe in dieser Situation auf Gummi gesetzt und den Giant Flapper praktisch schwerelos gefischt, so wie ich es bei den Schweden mal gesehen hatte: Langsam durchgekurbelt mit kleinen Pausen oder nur kurz angezupft mit einer anschliessenden Pause. Das Rig, das den Gummi hielt, war einfach aufgebaut: ein Offset-Haken, zwei Sprengringe und zwei Stinger mit je einem Drilling. Mehr nicht!
Der Offset-Haken, den man aus der Softjerkfischerei kennt, gab dem grossen Gummi einen Kiel für einen stabilen Lauf, damit sich der Giant Flapper nicht um die eigene Achse drehte. Seine zweite Aufgabe bestand darin, dem Köder den nötigen Halt zu geben. Er sollte jedoch keine Fische haken!
Jetzt kommt der erste Sprengring ins Spiel: Dieser ist mein Haltepunkt für die Stinger. Als Stinger-Material verwende ich ummantelten 1×7-Stahl mit einer Tragkraft von 27 Kilogramm. Dieser ist steifer, knickt daher nicht so leicht, lässt sich einfacher verarbeiten und ist durch die hohe Tragkraft in Verbindung mit der Nylon-Ummantelung langlebiger als andere Stahl-Varianten.
Zum Ende hin, in Richtung Stahlvorfach, als endgültiger Einhängepunkt für Vorfachkarabiner folgt ein zweiter Sprengring. Dieser bringt wie ein Gelenk nochmals ein Stück mehr Bewegungsfreiheit, ausserdem habe ich dadurch keine Stingerschlaufen im Einhänger, die sich verfangen und ihn aufhebeln könnten.
Reindreher als Balance
An dem besagten Februartag hatte das so aufgebaute Rig gut funktioniert. Doch mit der Zeit entwickeln sich solche selbstgebastelten Sachen durch glückliche Zufälle weiter. Anfang Mai dieses Jahrs fielen mir einige Neko-Bleie in die Hände. Ich weiss nicht wieso – aber irgendetwas daran hat mich an meine Montage vom winterlichen Hechtfischen erinnert!
Am kommenden Wochenende lagen die Nekorig-Gewichte, die mit einer Spirale zum Hineindrehen in Gummiköder versehen waren, in der Box. Die Idee war wirklich gut! Doch was machen denn die Eglifischer eigentlich mit diesen kleinen Kugeln? Gewichtsverlagerung am Gummiköder – das war das Zauberwort! Warum sollte das nicht auch an Hechtködern funktionieren?
Am Wasser angekommen, drehte ich einfach eine sieben Gramm schwere Neko-Kugel ins Ende des Giant Flappers hinein. Was dadurch passierte, war interessant: Vorher hatte der Köder – bedingt durch das Gewicht der Sprengringe – im Kopfbereich immer ein leichtes Bestreben gehabt, mit der «Nase» voran abzutauchen. Die sieben Gramm Blei im Heck wirkten jetzt wie ein Gegengewicht! Sie balancierten den langen Körper perfekt aus.
Daraus ergibt sich ein ganz anderes Sink- und Laufverhalten: Der Flapper bleibt jetzt bei einem Spinnstopp waagrecht stehen und sinkt in ebenso waagerechter Position ab. Die beiden grossen, weichen und wie Flügel wirkenden «Curlytails» stellen sich dabei nach oben auf, verlangsamen das Absinken und spielen äusserst verführerisch.
Ein langer Wurf entlang eines flachen Uferabschnitts brachte eine weitere neue Erkenntnis: Zupfen, Pullen oder einfaches Durchleiern – der Giant Flapper lässt sich durch die neue Balance des Neko-Bleis perfekt und sauber linear durchs Flachwasser führen.
Die Neugier war geweckt
So weit – so gut! Nun war meine Neugierde aber ernsthaft geweckt! Denn diese kleinen Neko-Bleie liessen sich in alle nur erdenklichen Bereiche des weichen Gummis hinein schrauben. So entstanden durch Experimentieren in kurzer Zeit verschiedene Varianten der Blei-Platzierung, die fast alle Situationen an einem Hecht-Gewässer abdecken. Dadurch bin ich mit nur einem Rig, einem Köder und verschiedenen Bleien gerüstet für alle Eventualitäten an einem Hechtsee.
So auch im späten Frühling: Ich war wieder einmal auf meinem Hechtsee. Das Boot war schnell startklar und wir setzen die erste Drift an. Ablandiger Wind liess uns in Richtung tieferes Wasser treiben. Diese Situation ist ideal, um Fische zu suchen. Denn so nimmt man im Verlauf der Drift alle Wassertiefen mit und findet meist früher oder später auch die heissen Bereiche. Das Wasser war an diesem Tag so glasklar, dass ich wie in einem Aquarium jede Krautfahne erkennen konnte. Dadurch wurde ich so in den Bann der Unterwasserwelt gezogen, dass ich alles um mich herum vergass…
Auch die Abbruchkante zum tiefen Wasser war an diesem sonnigen Tag einwandfrei zu erkennen. Für den Giant Flapper bedeutete das, dass er jetzt tiefer abtauchen musste, um zum Fisch zu kommen. Denn nun lag eine grössere Driftstrecke vor uns, wo es zwischen 3 bis 6 Meter tief sein würde. Mein Fischerfreund Marco wechselte deshalb auf einen tiefer laufenden Wobbler. Ich jedoch griff nur in meine Hosentasche, holte dort zwei Neko-Bleie hervor, drehte sie einfach mittig in den Giant Flapper (Variante 3 – siehe Zeichung) und weiter gings.
Bewaffnung mit Frontgewichten
Und da war auch der erste Fisch! Doch dieser Nachläufer erschien überraschend wie aus dem Nichts, inspizierte nur kurz den Köder – und drehte danach einfach wieder ab. Was sollte das denn? Wo lag der Fehler? War der waagrecht schwimmende Gummi etwa zu diskret und zu langweilig gewesen? Vielleicht wollen sie es heute mit einem über Kopf absinkenden Gummi? Kurzentschlossen drehte ich beiden Einschraubbleie aus dem Körper heraus und platzierte sie stattdessen vorn im Kopfbereich des Gummis (Variante 4). Mit diesen zwei Frontgewichten von jeweils zehn Gramm stürzte der Giant Flapper kopfüber fast gerade in die Tiefe. Mit langen, schnellen Zügen zupfte ich den grossen Gummiköder nun ziemlich aggressiv durchs Mittelwasser. Für einen kleinen Augenblick schaute ich dabei nach rechts und machte dadurch unbewusst eine kleine, eigentlich ungewollte Pause. In diesem Moment knallte es in der Rute und der erste Hecht der Tour konnte gelandet werden!
An diesem Tag habe ich viel mit dem Easy Choice-Rig herumexperimentiert und immer wieder neue Sachen in meinen Giant Flapper gedreht. Und ich werde es auch in Zukunft tun. Denn wer weiss, welche Möglichkeiten sich dadurch noch ergeben!
Eric Struck
| Varianten |
Variante 1: Sie ist quasi der «Giant Flapper naturell», denn sie besteht nur aus dem Basis-Rig und sinkt durch das leichte Übergewicht der Sprengringe langsam mit dem Kopf voran ab. Diese Variante ist perfekt geeignet für flaches Wasser, niedrige Wassertemperaturen und Tiefen bis drei Meter, wenn langsamste Köderführung gefragt ist. |
|
|
|
|
|
|






Variante 1: Sie ist quasi der «Giant Flapper naturell», denn sie besteht nur aus dem Basis-Rig und sinkt durch das leichte Übergewicht der Sprengringe langsam mit dem Kopf voran ab. Diese Variante ist perfekt geeignet für flaches Wasser, niedrige Wassertemperaturen und Tiefen bis drei Meter, wenn langsamste Köderführung gefragt ist.
Variante 2: Hier wurde der Köder mit dem Neko-Blei im Heck so ausbalanciert, dass er langsam waagrecht in natürlicher Schwimmhaltung absinkt. Er lässt sich linear durchs flachste Wasser oder übers hochstehende Kraut zupfen und kurbeln. Die Variante lässt sich ebenfalls noch recht langsam präsentieren und ist damit für kaltes Wasser geeignet.
Variante 3a und 3b: Diese Varianten sind schwerer und sollten daher etwas schneller und tiefer gefischt werden. Für das gewisse Mehr an Gewicht bietet sich die zentrale Positionierung von zwei zehn Gramm schweren Schraubbleien an. Wem dies zuviel ist, kann eines der Bleie weiter hinten montieren. Hiermit erreicht man schnell Tiefen um die fünf Meter.
Variante 4: Jiggen geht auch ohne echten Jigkopf! Dazu werden die Neko-Bleie als Kopfgewichte weit vorn am Giant Flapper positioniert. Nun ist eine aggressive, variantenreiche Köderführung in nahezu fast allen Wassertiefen möglich, wobei der Köder kopfvoran abtaucht. Das Gesamtgewicht der Bebleiung entscheidet dabei, wie schnell der Köder sinkt.