Die Ozeane sind von der menschgemachten Erwärmung der Erde direkt betroffen und mit ihnen die Fischarten und ihre Wanderrouten. Diese Wanderrouten bergen zunehmend das Risiko, Auslöser für Konflikte unter Fischernationen zu werden. In der EU beispielsweise werden die Fangquoten aufgrund historisch verbriefter Rechte zugesprochen.
Martine Valo/roh – Ein internationales Wissenschaftlerteam aus Ozeanografen und Ökologen der Universitäten Rutgers, Vancouver, Utrecht, Cardiff, Stockholm und James Cook beobachtet Verschiebungen von Fischpopulationen von im Schnitt 70 Kilometer pro Jahrzehnt und geht davon aus, dass sich dieser Trend noch verstärken wird. Weil die Ozeane auch eine essenzielle Proteinquelle für Millionen von Menschen darstellen, ist es gemäss ihrer Analyse in Science eine Notwendigkeit, dass sich die Nationen auf eine gemeinsame Führung dieses gigantischen Ökosystems einigen, die den neuen Umständen Rechnung trägt.
Ausgangslage ihrer Analyse waren 892 kommerziell bedeutsame Fischarten und Wirbellose, die sie mit Daten von 261 Zonen der ausschliesslichen Wirtschaftszone (auch 200-Meilen-Zone genannt) abgeglichen haben. Als Referenzperiode wurde die Zeit zwischen 1950-2014 betrachtet. Die Wissenschaftler kommen zum Schluss, dass die Fänge der Fischereinationen im Jahr 2100 bis zu 30 Prozent aus gebietsfremden Arten bestehen werden. In der nördlichen Hemisphäre werden im baltischen Meer und in der Beringsee zwölf neue Arten erwartet. Der grösste Teil der Migrationen findet wohl in Richtung Antarktis statt, während Fischarten in tropischen Zonen, einhergehend mit höheren Wassertemperaturen, zunehmend ihre angestammten Gebiete in Richtung kühlere Regionen verlassen werden, so die Forscher. Sie gehen entsprechend von einem beträchtlichem Konfliktpotenzial aus, zumal in der Vergangenheit schon grössere Konflikte an diversen Orten über nur schon eine einzige Art entbrannt sind. Als Beispiel für einen Handelskonflikt aus der Vergangenheit, der am Ende sieben Jahre gedauert hat, nennen sie die Heringbestände, die sich die EU und Norwegen geteilt haben, bis sich die Art um das Jahr 2000 massiv in den Gewässern rund um die Färöer-Inseln ausgebreitet hat.
Da sich die Arten nicht an 200-Meilen-Zonen orientieren, sehen die Forscher aufgrund ihrer Verschiebungen auch ein grösseres Potenzial dafür, dass sie zunehmend überfischt werden. Im Seerechtsabkommen der Vereinten Nationen aus dem Jahr 1982 wurde zwar ausgemacht, dass es nichts geben darf, das ein Erschöpfen der Arten im Meer verursacht. Die Verfasser von damals konnten aber auch noch gar nicht wissen, wie stark sich der Klimawandel in Zukunft manifestiert.
