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Petri-Heil

Dein Schweizer Fischereimagazin

Kormoranfrass bedroht Existenz der Berufsfischer

Am 17. November fand in Friedrichshafen die Jahreshauptversammlung des Internationalen Bodensee-Fischereiverbands mit rund 50 Vertretern aus der Schweiz, aus Österreich und Deutschland (Baden-Württemberg und Bayern) statt.

ebo – Der Internationale Bodensee-Fischerei-Verband (IBF) koordiniert und vertritt seit seiner Gründung im Jahr 1909 die Interessen der Berufs- und Angelfischerei am Bodensee. 
Der 1. Vorsitzende, Dr. Wolfgang Sigg, führte zügig durch die ordentlichen Traktanden, so dass genügend Zeit blieb zur Diskussion der «heissen» Themen sowie für ein Fachreferat von Samuel Roch über Mikroplastik in Fischen.

Felchen- und Saiblingsmisere

Die gegenwärtige Situation für die Berufsfischer sei weiterhin existenzgefährdend, stellte Wolfgang Sigg fest. Weitere gravierende Rückgänge im Jahr 2018 bei den Felchenfängen und neuerdings auch ein dramatischer Einbruch bei den Seesaiblingen macht den Berufsfischern am Bodensee das Überleben schwer. Als existenzsichernd für einen Fischereibetrieb wird ein durchschnittlicher Ertrag von 7 Tonnen Fisch pro Saison betrachtet; momentan sind es noch 2,7 Tonnen, also rund ein Drittel des zum Überleben notwendigen Ertrags. 

Ursachen des Felchenrückgangs

Als Ursachen des Felchenrückgangs stehen drei Hauptgründe im Fokus:

1. Nährstoffrückgang: Der Phosphatgehalt des Sees ist auf einem Tiefstpunkt angelangt. Das Thema eines Phosphatmanagements am Bodensee ist allerdings tabuisiert, es besteht keine Einflussmöglichkeit.

2. Stichlinge: 95% aller Fische im Bodensee sind nach neusten Erhebungen Stichlinge, 20% der Biomasse besteht aus Stichlingen. Da die stark überhandnehmende Fischart ein direkter Nahrungskonkurrent und zudem ein Laichfresser der Felchen ist, wird der durch Stichlinge angerichtete Schaden auf 30% bis 40% geschätzt.

3. Kormoran: Im vergangenen April wurden 30% mehr Kormorane als 2017 gezählt, schon 2017 waren es 17% mehr als 2016. Gemäss Hochrechnungen fressen die Kormorane im Bodensee unterdessen mehr Fische weg als insgesamt von Berufs- und Sportfischern gefangen werden: 2017 waren es 220 bis 260 Tonnen, 2018 werden es voraussichtlich über 300 Tonnen sein! Im Unterschied zum Nährstoffrückgang und zu den Stichlingen liesse sich dagegen etwas tun. Ein wirksames, internationales Kormoranmanagement ist dringend notwendig. Die Politik muss sich international zusammensetzen und Lösungen finden. Insbesondere in Baden-Württemberg, wo gegenwärtig alle Vorstösse durch den einseitig vogelschutzlastigen Naturschutzbund (NABU) blockiert werden, sollte auch in Naturschutzkreisen endlich bewusst werden, dass auch die Fische schützenswert sind.

Licht und Schatten

Einen kleinen Lichtblick gibt es beim Egli: Ein grosser Egli-Jahrgang scheint gegenwärtig heranzuwachsen. Ebenso ist bei Hecht, Zander und Karpfen ein gutes Aufkommen von Jung­fischen zu beobachten.
Die Internationale Arbeitsgemeinschaft der Bodensee Sportfischervereine (IABS) beantragte die Aufhebung der Entnahmepflicht bei Felchen und Egli. Immerhin konnte ein Teilerfolg verzeichnet werden: Die absurde Anlandepflicht bei Egli auch unter 15 cm wurde wieder aufgehoben, allerdings mit einer zeitlichen Einschränkung. Die generelle Entnahmepflicht bei Felchen bleibt leider bestehen.
Besorgt verfolgt die IABS auch die Situation der Seeforelle. In den Felchenschwebnetzen mit Maschenweiten von 38 bis 40 mm bleiben viele untermassige Seeforellen hängen, was ein Aufkommen der bedrohten Art erschwert. Die Bemühungen zum Schutz der Seeforelle auf der Schweizer Seite werden derweil sehr begrüsst.
Berufs- und Sportfischer sind nach wie vor grundsätzlich gegen die Zulassung von Felchenfarmen im Bodensee. Im Moment scheint das Thema einigermassen vom Tisch zu sein, denn die gesetzlichen Regelungen verbieten gegenwärtig den Einsatz von Netzgehegen.
In seinem Fachreferat über Mikroplastikpartikel in Fischen kam Samuel Roch zum Schluss, dass der Verzehr unserer Fische aus heutiger Sicht unbedenklich sei. Eine breit angelegte Untersuchung in stehenden und fliessenden Gewässern (inklusive Bodensee und Rhein) ergab, dass grössere Mikroplastikteile in rund 20% der Fische vorhanden sind, aber lediglich im Magen-Darmtrakt, wo sie wieder ausgeschieden werden. Die sehr kleinen Partikel im Nanobereich, die eventuell in das Gewebe der Fische eindringen und dem Menschen beim Verzehr möglicherweise schaden könnten, sind mit den jetzigen Methoden noch nicht erfassbar. Hier besteht weiterer Forschungsbedarf.

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5 Kommentare

  1. Horst Froese 26. Dezember 2018

    wird zeit das die Vögel zum abschuss frei gegeben werden,die sind ja schon schlimmer als ratten.
    Wenn ich schon sehe,was die sich reinziehen können,das ist schon wahnsinn und die machen manchen teich leer

  2. Barbara Nagel 27. Dezember 2018

    wasssss? Bisschen verkehrte Sichtweise, oder? Ich glaube, die Menschheit ist der größte „Fresser“. Einfach mal den Blickwinkel wechseln und die Tiere das sein lassen, was sie sind und selbst nicht so viele Tiere ausbeuten, ausnutzen und „reinfressen“!!!
    Barbar Nagel

  3. Michael 28. Dezember 2018

    Leider gibt es auch genug Schwarze Schafe unter den Sportfischern, welche durch fehlende Fangbeschränkung beim Saibling, bis über 100 Fische am Tag fangen und entnehmen. Leider setzt bei der grenzenlosen Gier oft der Gedanke an Nachhaltigkeit aus!!!

  4. Felchen 29. Dezember 2018

    Die Stichlinge haben auf dem hohen See den großen Vorteil gegenüber den Felchen, dass sie nicht gezielt befischt werden. Zur Konkurrenzsituation um die Coregonen gehört nämlich ein großer Dritter, und das ist die Fischerei. Den Felchen würde eine weniger intensive Fischerei helfen, gegenüber den Stichlingen an Dominanz zu gewinnen. Das ist momentan eine Stellschraube an der sich drehen ließe. Lieber heute und morgen etwas weniger zu fangen, damit sich die Stichlinge auf dem hohen See nicht dauerhaft einnischen und die Fischerei auf Dauer ruinieren.

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