Der Fischerkanton Bern befindet sich im Umbruch. Die Umsetzung der Sparvorgaben aus der Aufgaben- und Strukturüberprüfung 2014 ist in vollem Gang. Die sinkenden Fangzahlen zu stabilisieren wird dadurch nicht einfacher.
Der Sommer 2014 war ausserordentlich nass und regnerisch. Besonders im oberen Emmental führten Hochwasser zu Schäden an den Gewässern. Sehr starke Gewässertrübungen traten auch im November an der Hasliaare auf. Grund war die Absenkung des Räterichsbodensees durch die Kraftwerke Oberhasli AG. Dank einem umfangreichen Schutz- und Überwachungskonzept (Petri Heil berichtete in der Ausgabe 12/2014) fielen die Schäden für die Fischbestände geringer aus als ursprünglich befürchtet. Ausserdem begann das Berner Fischereiinspektorat 2014 damit, die verlangten Sparmassnahmen umzusetzen. Dazu wurden zwei Fischereiaufseherstellen aufgehoben und diverse Brut- und Aufzuchtanlagen geschlossen oder an lokale Fischerorganisationen übergeben. Diese Sparmassnahmen, denen 2015 und 2016 weitere folgen sollen, haben eine spürbare Reduktion des Service public zur Folge.
Statistik 2013
Wie jedes Jahr veröffentlicht das Berner Fischereiinspektorat auch 2015 einen ausführlichen Jahresbericht mit detaillierten Fischfangstatistiken. Aufgrund der aufwendigen Datenerhebung werden jeweils die Angelfischerfänge des vorletzten Jahres publiziert.
Die Fänge 2013 fielen gewässer- und fischartübergreifend schlechter aus als 2012. Die Bachforelle, der Berner Fisch schlechthin, rutschte 2013 unter die 20 000-Stück-Marke. Die Stabilisierungsphase der letzten zehn Jahre, die von einigen als Tiefpunkt interpretiert wurde, hält leider nicht an.
Fast noch besorgniserregender ist die Entwicklung des Äschenbestands. Während des Berner Äschen-Moratoriums (2008 – 2010) entwickelten sich die Bestände sehr erfreulich. Nachdem die Äschenfischerei 2011 wieder aufgenommen worden war, folgte 2012 das böse Erwachen. Die Äschenfänge gingen innerhalb eines Jahres auf das Niveau der Vormoratoriumszeit zurück! Die verschärften Bestimmungen für das Behändigen von Äschen konnten den erneuten Niedergang nicht bremsen. Diejenigen Fischer, die ausschliesslich den Kormoran für die Misere verantwortlich machen, müssten nun etwas in Erklärungsnot geraten.
Mittlerweile hat man festgestellt, dass rund 80 Prozent der Aare-Äschen Männchen sind. Die für gute Fortpflanzungsergebnisse so wichtigen Weibchen sind also in der Unterzahl. Über die Ursache wird spekuliert. Möglicherweise lassen sich Äschen-Weibchen einfacher mit der Rute fangen und reagieren empfindlicher auf die Wassererwärmung.
Weniger Fische – mehr Fischer
Im Gegensatz zu den Fangzahlen entwickeln sich die Patentverkäufe prächtig. Sowohl die Jahres- wie auch die Tageskartenverkäufe legten 2014 weiter zu. Dies hat natürlich auch damit zu tun, dass die Berner Patente seit einiger Zeit bequem zu Hause am Computer gelöst werden können. Sicher nicht weniger entscheidend ist aber die Tatsache, dass die Berner Gewässer im schweizweiten Vergleich immer noch gut dastehen und deshalb auch den einen oder anderen Ausserkantonalen anlocken. Mit 16 460 Stück wurden 2014 1000 Patente mehr verkauft als 2013.

Eine interessante Grösse, die von den Bernern jeweils ermittelt wird, ist der Gesamtertrag pro Jahrespatent. Dieser lag 2012 bei ungefähr neun Kilogramm und damit knapp drei Kilogramm tiefer als 2011. Der Wert von 2011 war allerdings mit Abstand der höchste, der in den letzten 25 Jahren erreicht wurde. Die neun Kilogramm von 2012 entsprechen ungefähr dem Mittel der letzten 25 Jahre. Während jedoch 1989 noch mehr als die Hälfte der Fänge aus den Fliessgewässern und Stauseen stammten, sind es heute nur noch knapp 20 Prozent.
nvb
| 2011 | 2012 | 2013 | |
| Bachforelle | 24 813 | 21 183 | 18 989 |
| Regenbogenforelle | 8063 | 8604 | 6678 |
| Äsche | 5720 | 2566 | 2231 |
| Namaycush | 15 324 | 12 157 | 7876 |
| Seesaibling | 4934 | 5172 | 4855 |
| Hecht | 2554 | 2208 | 1118 |
| Brienzersee | 2012 | 2013 |
| Seeforelle | 178 | 274 |
| Seesaibling | 68 | 19 |
| Felchen | 12 113 | 9192 |
| Egli | 1161 | 1048 |
| Hecht | 86 | 149 |
| Thunersee | 2012 | 2013 |
| Seeforelle | 609 | 476 |
| Seesaibling | 6352 | 4209 |
| Felchen | 17 207 | 16 362 |
| Egli | 3016 | 3351 |
| Hecht | 543 | 637 |
| Bielersee | 2012 | 2013 |
| Seeforelle | 23 | 4 |
| Seesaibling | 20 | 4 |
| Felchen | 91 918 | 88 866 |
| Egli | 30 886 | 49 182 |
| Hecht | 4273 | 3861 |
| Zander | 172 | 54 |
| Wels | 100 | 80 |

Martin 5. Juni 2015
Es ist aus der Statistik nicht ersichtlich, wie gross die Fische waren, aber es jammern immer alle, dass die Erträge zurück gingen, da die Seen zu sauber wären. Nun, es schein aber so, dass die Erträge steigen oder irre ich mich da etwa?