In einem amerikanischen Fliegenfischer-Forum sind wir auf Jonny King’s Kinky Muddler gestossen. Fasziniert von dieser Fliege haben wir sie gleich nachgebunden. Einfach ein bisschen kleiner, um im Zürichsee Egli zu fangen.
Geführt mit kurzen, aggressiven Stripps und längeren Pausen hatte diese Fliege ein verführerisches Spiel, brach mal nach links, mal nach rechts aus, und schwebte in den Pausen. Die Egli liebten den Kinky, und auch Hechte fingen wir regelmässig. So wurde sie unsere erste Wahl zum Streamerfischen auf dem Zürichsee.
Kleinere Kinkys bis etwa 7 cm binden wir komplett aus EP Fiber. Da dieses Material relativ weich ist, neigt der Schwanz dazu, sich um den Hakenbogen zu wickeln. Um dies zu verhindern, machen wir um die Basis des Schwanzes Stützwicklungen. Den 3D-Effekt dieser Fliege erhält man, indem man die Kunstfibern in sogenannten V-Tyes einbindet. Dadurch steht die EP Fiber in die Breite ab und es entsteht ein dickerer Körper. Und dies ist das Entscheidende an diesem Streamer. Die Masse des Körpers verdrängt das Wasser und lässt den Kinky seitlich ausschären.
Als Bindefaden eignet sich der Uni Mono am besten. Gibt man auf den Abschlussknoten einen Tropfen Lack, sieht man den Faden kaum noch.
Ist die Fliege fertig gebunden, sieht sie noch ziemlich wild aus. Man muss sie zuschneiden, um die Fischchen-Form zu bekommen. Dies braucht etwas Übung, ist aber keine Hexerei. Wichtig sind die ersten Schnitte. Man nimmt die Fliege in die Hand und drückt die Fibern nach oben und unten, dann schneidet man das Profil. Als nächstes fasst man die Fliege so, dass die Fibern auf der Seite nach aussen stehen und schneidet das seitliche Profil. Anschliessend noch ein bisschen Finetuning, und die Fliege sieht aus wie ein kleines Fischchen.
Stimmt die Form des Streamers, kleben wir die Augen auf. Wir benutzen Sekundenkleber-Gel oder auch Liquid Fusion. Die perfekte Lösung haben wir da noch nicht gefunden. Schlägt man die Fliege beim Wurf an einem Hindernis an oder beisst ein Hecht, kann es passieren, dass die Augen abfallen. Dann müssen diese neu angeklebt werden.
Für grössere Fliegen eignet sich das etwas steifere SF Blend besser als die EP Fiber. Man kann diesen Streamer komplett aus den Kunstfasern binden. Ein schönes Spiel gibt auch ein Schwanz aus Craft Fur oder aus natürlichen Materialien wie Fuchshaar oder Schlappen. Ihrer Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt.
Die künstlichen Fibern gibt es in allen erdenklichen Farben. Wir bevorzugen natürliche Farben, dies ist aber Geschmackssache und vom Gewässer abhängig, in dem gefischt wird. Unsere Lieblingsfarbe für den Bauchbereich ist Polar Bear. Im Wasser wird sie fast durchsichtig, was ein natürliches Aussehen gibt. Manchmal sind auch knallige Farben wie Chartreuse oder Orange erfolgreich. Man kann die synthetischen Fibern auch gut mit einem Edding anmalen. So kann man eine ganz weisse Fliege binden und diese dann passend einfärben. Oder man malt der fertigen Fliege noch schwarze, eglimässige Streifen auf.
Je nach Wassertiefe wählen wir die passende Sinkschnur. Wir verwenden gern Schnüre wie die Airflo 40plus oder die Rio Outbound. Mit diesen integrierten Schussköpfen kommt man schnell auf Weite und bringt die Fliege je nach Sinkrate auf bis zu 8 Meter Tiefe. Wollen wir nahe der Oberfläche fischen, wählen wir eine schwimmende Schnur und einen intermediate Polyleader. Der Kinky Muddler hat die Tendenz zu schwimmen, der Polyleader bringt die Fliege unter die Wasseroberfläche. Auf Egli strippen wir relativ aggressiv, mit längeren Pausen, auf Hechte auch mit Pausen, aber weniger aggressiv. Die Bisse kommen so gut wie immer in den Pausen.
Probieren Sie diesen Streamer in Ihrem Hausgewässer aus, Sie werden begeistert sein. Und auch Forellen im Bergsee können dem Kinky kaum widerstehen.
Miguel Moreno, Ciccio Conradin,
Fly With Us
Materialbox
- Haken: Hends 750 10
- Bindefaden: Uni Mono
- Schwanz + Körper: EP Fiber polar bear + EP Fiber 3D sand
- Augen: Fish Skull Living Eyes ice 5 mm











