An den Tagen vor der Forelleneröffnung notierten einige Fischer noch ihre letzten, teils schönen Äschenfänge zwischen dem Walensee und Zürichsee. Am 1. Februar aber mussten viele ihre Fangstatistik in der Tasche lassen.
«Wenn das Wasser am Linthkanal innert kurzer Zeit fast 30 Zentimeter ansteigt, ist dies kein gutes Zeichen», meint ein langjähriger Patentbesitzer. Mit gesenktem Kopf und eingehüllt in seinen trendigen Camouflage-Poncho trotzt er seit Stunden dem Dauerregen und diesem vermeintlichen Grund, weshalb die Bisse ausbleiben: «Wochenlang trocken und dann ausgerechnet heute dieses Wetter!» Wie viele andere wechselt er an diesem Tag nicht nur die Köder, sondern auch den Platz.
Im unteren Abschnitt des 17 Kilometer langen Linthkanals trifft man kaum Fischer an. Einer, der sein Glück mit der Zapfenmontage und Wurm versucht, verzeichnet immerhin einen Fischkontakt, tippt aber eher auf einen Alet. Die meisten Fischer sind auf den ersten Kilometern des Flusslaufs auszumachen, direkt nach dem Walensee.
Der Vorteil liegt klar im Flussverlauf
Bei heftigen Niederschlägen führen Bergbäche und Flüsse meist schon im Einzugsgebiet eine trübe Mischung aus Schmelz- und Hochwasser und sind kaum noch zu befischen. Solche Zuflüsse haben das Wasser des Linthkanals flussabwärts zunehmend und heftig mit braunem Hochwasser versorgt. Zu diesem Zeitpunkt dient der Walensee im oberen Bereich des Linthkanals noch als Filter. Deshalb präsentiert er sich beim Flussauslauf nur leicht angetrübt und gibt Grund zur Hoffnung.
Wer und was fängt?
Ein gutes Dutzend Fischer nerve ich mit der kürzesten aber sehr aktivierenden Frage: «Und?» Nach kurzer emotionaler Bedenkzeit vernehme ich dann ein brummiges Gemurmel Richtung Flussmitte, aber meistens ein freundliches Lächeln. Diese Antworten reichen mir und ich mache mich nach ein paar ermutigenden Worten auf zum nächsten Kollegen.
Zwei Fischer können mir letztlich nach stundenlanger Observation auf meine messerscharfe Kurzfrage einen Fang bestätigen. Einer davon ist Peter Ammann aus Dürnten. Er kennt vermutlich die Topstellen im Linthkanal, denn er liefert fast jedes Jahr an der Eröffnung seine Fische. Diesmal zaubert er eine schöne Forellen-Doublette aus seinem Rucksack – eine Bachforelle mit 47 cm und eine Seeforelle mit 59 cm. Er macht kein Geheimnis aus seinem Erfolgsköder, einem 11 cm langen Savage Real Tail-Jig. (Er meint: «Geni wirds freuen».) Man muss bei dem Gummifisch im 3D-Design wirklich zweimal hinschauen, ob es sich nicht um einen echten toten Köderfisch handelt. Die beiden Forellen haben vermutlich nur einmal hingeschaut…
Bernhard Stegmayer















