Hechte sind bei der Wahl ihrer Lebensräume und Jagdgebiete flexibel. Die Fische zu finden ist nicht immer einfach. Wer mit dem falschen Köder sucht, kann lange und vergeblich auf einen Biss warten. Bertus Rozemeijer erklärt, was Sie bei der Hechtsuche beachten müssen.
Hechte sind ziemlich rastlos – und genau da ist unser Problem: Sind die Fische einmal nicht an unserem Angelplatz, können wir sie auch nicht fangen. Aber wo sind sie? Zum Herbstanfang gibt es die ersten Stürme. Sie sorgen für die Durchmischung des Wassers – auch in den tiefen Seen. Die Sprungschicht löst sich auf. Dieses Naturphänomen stellt für uns Fischer einiges auf den Kopf.
In flacheren Seen spielt die Sprungschicht hingegen keine Rolle. Das heisst aber nicht, dass hier alles immer gleich bleibt. Hechte sind ständig in Bewegung und möchten dauernd etwas anderes angeboten bekommen. Bevor ich meinen Köder auswerfe, schaue ich mir stets die jeweiligen Bedingungen an – und passe mich daran an, was die Hechte wollen.
In flachen Gewässern wie Weihern, Kanälen und Kleinseen ist vieles unverändert. Pflanzen gibt es hier immer noch in Hülle und Fülle. Zwischen ihnen zu fischen ist nicht einfach. Denken Sie daran, dass eine Seerose etwas ganz anderes ist als das Laichkraut in einem grossen Gewässer.
Zur Sicherheit mit kräftigem Gerät
Ich freue mich besonders auf die Zeit der ersten Nachtfröste, weil die Pflanzen dann nicht mehr so ein grosses Hindernis darstellen. Die Blätter und Stiele sind nun so weich geworden, dass man zwischen ihnen einen Hecht sicher ausdrillen kann. Dennoch sollte man mit einer kräftigen Rute und entsprechend starker Schnur ans Wasser gehen, auch wenn nicht riesige Hechte zu erwarten sind, aber der Köder immer mal wieder an den Pflanzen hängen bleibt. Baitcaster- oder Spinnruten dürfen ruhig auch ein bisschen länger sein. Ich verwende Ruten mit einem Wurfgewicht bis 50 Gramm. Mit ihnen habe ich im Drill grossen Spass, kann aber auch noch einen robusten Pflanzenstängel relativ leicht herausziehen.
Unter diesen Bedingungen wird vor allem die Wahl des Kunstköders eingeschränkt. Drillinge sammeln viel Kraut ein und sorgen für viele Hänger. Deshalb ist es besser, mit Ködern zu fischen, an denen sich weniger Haken befinden. Spinner und Spinnerbaits sind ideal, aber auch ein Oberflächenköder funktioniert oft erstaunlich gut.
Wer erfolgreich fischen will, muss auch lernen, geduldig zu sein. Den Köder auszuwerfen und ihn einfach wieder einzuholen reicht oftmals nicht aus. Mit der Rute können Sie die Laufrichtung des Köders ändern, um ihn um die Pflanzen herumzuführen. Halten Sie die Rutenspitze ruhig mal etwas höher, sodass Sie den Lauf des Köders genau beobachten können. Sobald Sie sehen, dass er auf den nächsten Metern hindernisfrei laufen kann, können Sie die Rute wieder herunternehmen, den Köder damit absacken lassen und ihn somit etwas tiefer führen. Bei freier Bahn ist es natürlich auch kein Problem, mit Jerkbaits und Wobblern zu fischen. Lassen Sie sich nicht verrückt machen, was die Form des Köders betrifft und setzen Sie bei Wobblern auf flach laufende Modelle.
Viel Struktur in Naturseen
Auf grossen Gewässern ist die Situation wieder etwas anders. Naturseen haben meist eine ganz andere Struktur als Seen, die künstlich – durch den Abbau von Sand und Kies – entstanden sind. Naturseen bieten häufig eine abwechslungsreiche Bodenstruktur. Hier können sich die Fische an vielen unterschiedlichen Plätzen aufhalten. Oktober und November sind Monate, in denen sich im seichten Wasser noch recht viel abspielt. Darum sind die natürlichen Seen so interessant. Während der Sommermonate suchen Hechte verschiedene Plätze auf. In grossen, klaren und tiefen Gewässern findet man kapitalere Fische häufig im Freiwasser. Denken Sie zum Beispiel an die Stauseen. An ihnen wunderte ich mich immer über die vielen Haubentaucher. Das Echolot zeigte eine zweistellige Tiefe an. Da Haubentaucher nicht extrem tief tauchen, sie aber sehr aktiv jagten, erkannte ich, wo die Fische ungefähr standen. Auch zeigte hier das Echolot viele Kleinfische und fette Signale in der Nähe an.
Im Frühherbst hingegen sieht man die Haubentaucher eher in den flacheren Bereichen des Gewässers jagen. Nun steht auch der Hecht relativ flach. Wenn es eine Chance gibt, grosse Fische in relativ flachem Wasser zu fangen, dann ist jetzt die beste Zeit dafür. Bei guten Lichtverhältnissen kann man die Räuber sogar dabei beobachten, wie sie sich vom Boden in Bewegung setzen und dem Kunstköder hinterherjagen. Auffällig ist, dass ich die Hechte nicht auf den Laichplätzen des Frühlings fand, sondern an anderen flachen Stellen – als würden sie den Laichplatz meiden, um nicht ihren eigenen Nachwuchs aufzufressen. Wie auch immer, ich versuche mein Glück im Oktober und November im flachen Wasser zwischen einem halben und drei Meter Tiefe. Selbst als ich mich in Wurfweite von bis zu zehn Meter tiefem Wasser befand, fing ich die meisten Fische noch in den flacheren Bereichen. Allmählich geht aber hier die Bissfrequenz zurück. Im Lauf des Novembers kann man beobachten, dass sich die Fische in etwas tieferes Wasser zurückziehen und dabei häufig an Strukturen wie zum Beispiel Kanten einstellen. Sie stehen allerdings noch immer nicht richtig tief, dennoch sind sie schon etwas schwieriger zu erreichen. Im Oktober gibt es immer noch viele Pflanzen, in grossen Gewässern ist es oft Laichkraut. Es bildet sich zwar allmählich zurück, bietet den Hechten aber immer noch attraktive Versteckmöglichkeiten. Auch etwas weiter auseinanderstehende Schilfhalme sind für sie ein guter Standort. Suchen Sie nach diesen Plätzen!
Zu dieser Zeit fische ich besonders gerne in Grundnähe. Das bedeutet, dass ich mit sinkenden Jerkbaits fische. Sie dürfen aber nicht allzu gross sein, weil es nun nur so von Kleinfischen wimmelt. Wenn ich flach fische, führe ich den Köder nicht mit Abwärtsschlägen der Rute, sondern jerke ihn mit Schlägen nach oben. So führe ich selbst einen sinkenden Jerkbait so hoch wie nötig an der Oberfläche. Natürlich funktionieren auch Wobbler, aber für mich haben sie eine zu starke Kippaktion. Ich bevorzuge Flanker mit einer kleinen Lippe. Mit ihnen kann man sehr gut twitchen – was ich wirklich gerne mache. Vielleicht twitche ich etwas anders als andere Fischer: Nach dem Auswerfen bringe ich meinen Wobbler sofort mit zwei bis drei kurzen, harten Schlägen auf Tiefe. Dann führe ich ihn drei bis vier Meter gleichmässig ruhig zurück, ehe ich ihn wieder mit zwei bis drei kräftigen, recht kurzen Schlägen animiere. Gleich darauf lege ich eine kurze Pause ein, sodass der Köder in Richtung Oberfläche aufsteigen kann. Aber bevor er überhaupt in Oberflächennähe kommt, kurble ich ihn weiter ein und fische wieder in drei bis vier Meter Tiefe mit Tempo weiter. Bei einem normalen Wurf kann ich den Köder auf diese Weise etwa drei bis vier Mal beschleunigen.
Abwechslung aus der Köderbox
Natürlich behalte ich dabei ständig die noch stehenden Pflanzen im Auge. Meinen Twitchbait führe ich am liebsten langsam links und rechts an ihnen vorbei. Auch Jerkbaits kann man gut an den Pflanzen entlang- und über sie hinwegführen. Um mit einem sinkenden Jerk über den Pflanzen zu fischen, müssen Sie kein Künstler sein. Sobald Sie mit der Rute seitwärts oder nach oben schlagen, strebt der Jerk zur Oberfläche. Bedenken Sie aber, dass selbst gute Köder nur in den Händen eines kreativen Fischers effektiv laufen und fangen. Nutzen Sie die Möglichkeit, Ihren Köder abwechslungsreich zu führen.
Ich fische auch gerne mit kleinen Gummifischen – mit der Betonung auf klein, denn Hechte konzentrieren sich bei der Jagd auf die in Massen vorkommenden Beutefische. Mit den Shads fische ich am liebsten die Kanten ab. Viele Fischer montieren einen zusätzlichen Drilling. Mir reicht der eine Haken am Bleikopf, denn vergessen Sie nicht die Pflanzen. Mit einem – stets nach oben gerichteten – Einzelhaken sammeln sie wesentlich weniger Grünzeug ein als mit dem Zusatzdrilling.
Ein ausgezeichneter Hechtköder, von mir momentan am häufigsten verwendet, ist der Streamer. An meine Schwimmschnur Klasse zehn kommt ein beschwerter Streamer, der aber wiederum nicht zu gross sein sollte. Das zusätzliche Gewicht am Kopf verleiht ihm eine Aktion, die ans Fischen mit Shads erinnert. Glauben Sie mir: Es gibt oft nichts Wichtigeres, als seinen Köder und den Angelstil an die Bedingungen anzupassen. Mit diesem Wissen sollte der nächste Hechtangriff nicht ohne Fisch enden.
Bertus Rozemeijer






