Editorial zu «Petri-Heil» 5/2018
In zwei eindrücklichen «Netz Natur»-Sendungen präsentierte Andreas Moser die Notsituation der Schweizer Fische. Ehrlich gesagt sah ich den SRF-Dokumentationen eher skeptisch entgegen, hatte doch der Moderator vor Jahren den schädlichen Einfluss der fischfressenden Vögel arg verniedlicht. Diesmal aber geisselte Andreas Moser in aller Deutlichkeit die verheerenden Auswirkungen durch Kraftwerke und Landwirtschaft. Er scheute sich auch nicht, das Kind beim Namen zu nennen: Das Bundesamt für Landwirtschaft gewichtet mit seinen Düngervorgaben den landwirtschaftlichen Ertrag höher als den Gewässerschutz. Und der Energiegewinn der 1600 Kraftwerke ist wichtiger als genügende Restwassermengen.
Die Sendungen begeisterten mit vielen herrlichen Unterwasseraufnahmen, insbesondere des bekannten Freiburger Fotografen Michel Roggo. Prächtige Fahnenträgerinnen, wunderschöne Farios, laichende Trüschen – Bilder, die jedes Fischerherz erfreuten. Aber auch immer wieder Hinweise auf die katastrophalen Folgen der «Zivilisation»: 70 Prozent der Bachforellen- und Äschenbestände sind verschwunden. Ebenso gross ist der Insektenschwund. Die Chemikaliencocktails aus Drogen, Pestiziden, Medikamenten und Körperpflegemittel überfordern unsere Kläranlagen und vergiften unsere immer wärmer werdenden Gewässer langsam aber stetig.
Und neue Invasoren wie Muscheln, Krebse, Schwebgarnelen oder die Stichlinge und Schwarzmeergrundeln beeinträchtigen die heimische Fauna und Flora.
Gibt es für unsere Salmoniden überhaupt noch Hoffnung? Wiederholt sprach Moser den Besatzbemühungen der Fischereiverwaltungen jeglichen Nutzen ab. Im Gegenteil sieht er darin eine weitere Schwächung der überlebensfähigen Restbestände.
Aber anstatt «kein Besatz» muss doch «falscher» bzw. «richtiger Besatz» thematisiert werden. Kein nachhaltig denkender Heger wird Besatz predigen, wo die Naturverlaichung funktioniert. Doch zwischen Boden- und Genfersee ist dies leider in den meisten grösseren Gewässern nicht mehr der Fall!
«Petri-Heil»-Redaktor Nils Anderson befasst sich mit der Besatzproblematik auf Seite 34 (Petri-Heil 5/2018) – lesenswert!
cjd
