Mit steigender Wasserqualität verbessern sich für viele Pflanzen die Wachstumsbedingungen. Sie bilden wahre Grünteppiche und bieten Fischen ausgezeichnete Verstecke. Bertus Rozemeijer erläutert Pflanzen, die für Hechte – und somit auch für uns Fischer – besonders anziehend sind.
Das Wasser soll klarer werden – und das Wasser wird gegen den Sommer meist klarer. Sauberes Wasser bedeutet auch, dass Pflanzen einen Lebensraum vorfinden, in dem sie besser heranwachsen können. Sie gedeihen prächtig und bilden riesige Grünteppiche – in denen Fische viele Verstecke finden. Mit diesen Veränderungen wird das Fischen für uns etwas mühsamer, denn es ist schwieriger, einen Köder ohne Hänger oder gar Abriss durch ein pflanzenreiches Gewässer zu führen.
Wir sprechen oft über Laichkraut, auf das Hechte anscheinend verrückt sind. Allein in Westeuropa gibt es zirka 25 verschiedene Arten Laichkraut. Einen Grossteil davon können wir aber vernachlässigen, da sich die Fische nicht gern in ihm aufhalten oder das Kraut so kräftig gewachsen ist, dass Fischen hier unmöglich ist. Aber mindestens drei Mitglieder dieser Pflanzenfamilie sind bei den Räubern beliebt.
Hechtmagnet Laichkraut
Die wohl bekannteste und am häufigsten vorkommende Art ist das sogenannte Durchwachsene Laichkraut (Potamogeton perfoliatus). Es kommt in klarem Wasser massenhaft vor und kann solch starke Krautfelder bilden, dass man mit einem Aussenbordmotor nicht mehr hindurchfahren kann. In Biologiebüchern steht häufig, dass die Stängel des Durchwachsenen Laichkrauts zwei Meter lang werden können. Aber da ist noch lange nicht Schluss. In klarem Wasser habe ich diese Pflanzen schon aus fünf Metern Tiefe bis zur Oberfläche emporranken sehen. Für uns Fischer sind sie über einen längeren Zeitraum interessant. Ab Mai wachsen die Pflanzen rasant zur Wasseroberfläche. Oft durchbrechen sie diese aber erst im Juli und werden dann deutlich sichtbar. Zu dieser Zeit ist das Fischen schwierig. Aber bereits im September sinken die Pflanzen etwas zum Grund ab, und es entsteht wieder viel mehr Platz, um unsere Köder zwischen ihnen zu führen. Selbst im Herbst und Winter bleiben noch Reste der Pflanzen stehen und sind deshalb auch in diesen Jahreszeiten interessant für uns.
Das sogenannte Glänzende oder Spiegelnde Laichkraut (Potamogeton lucens) begegnet uns etwas seltener. Es hat aber auf Fische eine ähnlich starke Anziehungskraft wie das Durchwachsene Laichkraut. Grosser Unterschied ist, dass diese Pflanze weniger stark wächst und das Gewässer somit für uns leichter zu befischen ist.
Mein absoluter Favorit in der Familie der Laichkrautgewächse ist Potamogeton crispus, das sogenannte Krause Laichkraut. Es wächst nicht so hoch, steht mit seinen einzelnen Stängeln weiter auseinander und ist ein wahrer Raubfischmagnet.
Wer in und an Pflanzenfeldern fischt, wird an dem Grünzeug auch immer mal wieder einen Hänger bekommen. Das ist unvermeidbar und sogar ein Vorteil – weil man jetzt weiss, wo man die Hechte suchen muss. Wenn Sie ein Stängelchen vom Krausen Laichkraut gehakt haben, dann fischen Sie diese Stelle sorgfältig ab, denn sie ist jederzeit für einen Räuber gut.
Zwischen den Halmen krachts
Eine ideale Kombination bilden dicht beieinander liegende Felder von Teichbinsen (Schoenoplectus sp) und Laichkraut. Eher zufällig fand ich einmal einen solchen Hotspot. Der Wind wehte an diesem Tag so kräftig, dass ich unser Boot fest verankern mussten, ehe wir zu werfen begannen. Es war ein total verrückter Tag, an dem wir eine Menge Hechte fingen, darunter auch einige Meterfische. Es gibt unzählige Varianten von Schilffeldern. Nicht an allen sind Hechte garantiert. Aber wenn die Halme so weit auseinander stehen, dass es zwischen ihnen noch genug Platz für andere Pflanzen hat, ist ein Fangerfolg fast schon garantiert.
Genug Platz für grosse Räuber
Wir alle kennen Schilf. Die dichten Schilfgürtel, die am Ufer stehen, sind insgesamt nicht so wichtig für die Fische, aber wohl für uns. Ich liebe Schilf, wenn er grosse Lücken hat und die Halme weit auseinander stehen. Die Lücken sollten so breit und tief sein, dass sie auch grossen Räubern genug Platz bieten. Ich habe in Seen gefischt, die komplett mit Schilf bewachsen waren – die Halme stellenweise aber so weit auseinander standen, dass man mit etwas Geschick zwischen ihnen fischen konnte.
Im Frühling suche ich die Hechte vor allem in Buchten und an flachen Stellen, an denen einzelne Schilfhalme aus dem Wasser schauen. An solchen Plätzen kann nicht mehr viel schief gehen. Ein Freund sagte einmal: «Das sieht hier aber nicht nach einem Hechtgewässer aus.» Er wollte Seerosen sehen. Das ist seltsam. Viele Fischer bringen den Hecht mit weissen Seerosen (Nimphaea alba) in Verbindung. Dabei finden Hechte sie gar nicht so toll. Was für sie viel reizvoller ist, sind Plätze zwischen gelben Teichrosen (Nuphar lutea). Wahrscheinlich ist sie die wichtigste Pflanze für Hechte und somit auch für uns. Der Unterschied zwischen weissen Seerosen und gelben Teichrosen ist, dass sie grosse Felder mit Fussblättern bilden. Diese Felder reichen manchmal bis in drei Meter Tiefe. In klarem Wasser wachsen sie besonders üppig.
Gelbe Teichrosen findet man fast überall. Es gibt sie in den seichtesten Sümpfen in undurchdringbaren Feldern, aber, wie bereits erwähnt, auch in grösseren Tiefen. Dann sieht man gelegentlich ihre Blätter oder ihre etwas weiter auseinander stehenden Blüten. Ganz wichtig: Die Fussblätter bleiben auch im Winter stehen und machen die Stelle zu einer grossen Räuberhöhle. Willkommen im Hechtparadies. Hier müssen Sie fischen. Und dabei brauchen Sie kein grosser Kunstköder-Experte sein, um zu fangen.
Schöne (Fang-)Aussichten
Die Mehrzahl der Pflanzen ist zwar schön anzusehen, aber wie wollen wir in diesem Dickicht Hechte fangen? Man darf die Kraft der Pflanzen nicht unterschätzen. Verwenden Sie in solchen Situationen grundsätzlich eine starke, mindestens 0,22 Millimeter dicke Geflechtschnur und eine kräftige Rute mit einem Wurfgewicht zwischen 50 und 100 Gramm. Es ist selbstverständlich, dass man mit Ködern fischt, die zwischen den Pflanzen gut laufen. Wenn ich direkt im Pflanzendickicht fischen will, gibt es für mich nur einen Köder – den Spinnerbait. Einen Haken oder ein Tandem aus zwei Einzelhaken mit nach oben gerichteten Hakenspitzen kann man gut durch die Pflanzen führen. Wenn die Pflanzen sehr nahe beieinander stehen, zeigt meine Rutenspitze beim Einholen zum Köder. Fliegenfischer können an solchen Plätzen richtig abräumen und mit Streamern wahre Brocken fangen.
An Rändern von Laichkrautbeeten fische ich gern mit Doppelblatt-Spinnern, auch Bulger genannt. Sie machen richtig Radau, um auch Hechte aus ihren Verstecken zu locken, die tiefer in den Pflanzen liegen.
Selbst mit Jerkbaits kann man lange Zeit gut zwischen den Pflanzen fischen. Vor allem sinkende Glider machen einen prima Job. Es scheint etwas seltsam, aber sinkende Jerkbaits haben gegenüber schwimmenden Modellen einige Vorteile. Ein schwimmender Jerkbait läuft nie tief, ein sinkender hingegen bis zu drei Meter oder sogar noch tiefer. Was ich mache, um mit einem sinkenden Jerkbait relativ flach zu fischen, ist ziemlich einfach: Jerkbait-Fischer sind es gewöhnt, mit der Rute nur Abwärtsschläge zu machen. Aber wo steht denn, dass es verboten ist, auch nach oben zu schlagen? So kann man einen sinkenden Jerkbait dicht an der Oberfläche schwimmen lassen. Durchbricht der Köder die Wasseroberfläche, senkt man die Rutenspitze, wartet ein paar Sekunden, lässt den Jerk abtauchen und fischt tiefer weiter. Von Juni bis Mitte Juli kann man so über den aufkommenden Pflanzen fischen. Nach einer kleinen Pause lässt es sich ab Ende September unbeschwert weiterfischen. In diesen Zeiten werden Sie vielleicht einige überraschende Fänge machen.
Heisses Grün
Kräftiges Gerät
Zwischen losen Schilfhalmen und Binsen fische ich gerne mit Wobblern, die dicht an der Oberfläche laufen. Am frühen Morgen und späteren Abend klappt das oft richtig gut. Wenn es nicht funktioniert, greife ich wieder zum Spinnerbait mit Einzelhaken.
Selbst wenn Sie nun einiges über das Grün in unseren Gewässern wissen, kann man nie genau sagen, wie es unter der Wasseroberfläche aussieht und wie kräftig die Pflanzen wirklich sind. Greifen Sie deshalb lieber zu einer Rute, mit der sich der Köder zwar gut führen lässt, die aber auch noch kräftig genug ist, um einen grösseren Räuber sicher aus dem Pflanzen-Dschungel dirigieren zu können.
Bertus Rozemeijer








