Immer wieder dieser Kormoran. Kein Vogel erregt die Gemüter in der Fischerei und aufseiten des Vogelschutzes so sehr. Er ist zugleich schwarze Pest, Sündenbock und Vogel des Jahres 2010. Das neue Sachbuch «Der Kormoran-Krieg» von Rainer Nahrendorf ist ein Vermittlungsversuch.
rur – Der Autor als gleichzeitig begeisterter Fischer und Vogelfreund begibt sich mit diesem Thema auf ein Minenfeld zwischen erbitterten Fronten. Eigentlich ist es unmöglich, ein Sachbuch über den Kormoran zu verfassen, ohne dabei jemandem auf die Füsse zu treten. Rainer Nahrendorf wagt sogar einen Vermittlungsversuch. Sein Buch bietet eine Fülle von Zahlen und Fakten, zeichnet die Geschichte des Kormorans in Europa (v. a. in Deutschland) nach und fasst den ganzen Kormoran-Streit zusammen. Die Lektüre dieses Buchs ist ziemlich schwere Kost: Es enthält eine hohe Informationsdichte und ist ähnlich unüberschaubar wie das Kormoranproblem selbst. Dass der Autor kaum Stellung bezieht und es den Lesern überlässt, daraus Schlüsse zu ziehen, macht es nicht einfacher. Man kann daraus ziehen, was man will, und daraus Munition für die eigene Haltung gewinnen. Das Kormoran-Karussell von Fischern und Vogelschützern dreht sich auch nach dieser Lektüre weiter.
«Der Kormoran-Krieg» von Rainer Nahrendorf ist im März 2019 erschienen und unter der ISBN-Nummer 978-3-7482-4440-0 im Buchhandel zu finden.
Ein gesamteuropäisches Kormoranmanagement mit einer deutlichen Reduktion der Kormorane hält der Autor für eine Illusion, politisch und gesellschaftlich nicht durchsetzbar. Die Dynamik der Kormoranpopulationen würde zu einer permanenten Wiederholung von Verfolgungsaktionen führen, welche andere (Vogel-)Arten in Mitleidenschaft ziehen und weite Teile der Bevölkerung empören würde. Der Autor plädiert schliesslich für «Versöhnen statt Spalten» und empfiehlt, das Thema Kormoran jeweils lokal an runden Tischen mit Kompromissen zu managen. Ansätze zur (lokalen) Reduktion der Belastung durch den Kormoran sind denn auch zu finden. Das Werk ist multimedial angelegt und ergänzt mit zahlreichen QR-Codes und Weblinks rund um den Kormoran aus unterschiedlichen Perspektiven. Dieses Buch könnte tatsächlich eine Unterstützung sein, um das Kormoranproblem sachlich zu diskutieren und demokratische Lösungen zu verhandeln. Das setzt jedoch voraus, dass sich die emotional aufgeladenen Fronten auflockern und sich einer sachlichen Diskussion stellen können. Damit tut man sich schwer im Kormoran-Krieg.
